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XXVIII. Pomerania 09.- 11.10.2009

Eine Off-Road-Veranstaltung (Rallye), welche durch den polnischen Landrover-Club organisiert wird, aber nicht markengebunden ist, sondern offen ist für alle „Sympatiker“. Offiziell versteht sich diese Veranstaltung ausdrücklich nicht als Rallye, sondern wird ausgeschrieben als „28. Edition der Pommerischen Orientierungswanderung“.

Wie um alles in der Welt kommt man dahin?

Indem Stefan auf einer Veranstaltung in Frankreich Anfang 2009 nette Off-Road-Freunde aus Schweinfurt kennen lernt, welche mehrere Aufkleber dieser „Orientierungswanderungen“ auf ihrem Suzi haben: „Was issn das???“ –„Aha“. Ende September 2009 (man beachte das obige Austragungsdatum) hat Stefan dann die Idee: „Das müsste man mal mitmachen.“ Hat aber bis dato noch keinen Copiloten und ruft dann halt mal den Peter an. Dieser hat eigentlich nicht wirklich Lust, Stefan dann auch nicht mehr. Zwei Tage später nach einem erneuten Telefonat Stefans mit den Schweinfurter Freunden ändert sich das dann wieder und der Copilot wird mit einem weiteren Telefonat nun zwangsverpflichtet.

Im Expresstempo werden nun Vorbereitungen getroffen, mehr oder minder gut übersetzte Ausschreibungen und Reglements studiert, geplant, verworfen und schließlich gemeldet. Vorsichtshalber (auf Grund der Bilder vorangegangener Editionen der Pomerania im Internet) erfolgte die Meldung in der Klasse „Touristik“. Es gibt dann erschwert noch „Adventure 1“ und „Adventure 2“. Die Veranstaltung ist bereits überbucht, keine Plätze mehr frei. Drei Tage später erhalten wir dann per Mail doch noch die Startbestätigung.

Bis dahin wissen wir immer noch nicht richtig, wo das Ganze nun eigentlich wirklich stattfindet. Von Übernachtungsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Da wir sowieso mit Transporter, Trailer und aufgeladenem Geländewagen fahren wollten, wird nun einfach noch die komplette Campingausrüstung und Vollverpflegung für die vier Tage mit eingepackt und beschlossen den Rest vor Ort zu klären. Drei, vier Tage vor dem Start bekommen wir dann auch noch raus, wo wir eigentlich hin müssen. Start ist Freitag früh 06.30 Uhr (vielleicht ein Übersetzungsfehler?).

 

Wir fahren also Donnerstag gegen Mittag los, um die knapp 600 km nach Nordpolen abzuspulen und die restlichen Unklarheiten ggf. noch bei Tageslicht im Camp am Abend vor dem Start zu klären. Unser Gespann versackt dann noch vor Erreichen des eigentlichen Startcamps auf den feuchten Anfahrtswegen in den polnischen Wäldern. Der Wrangler wird also jetzt schon startklar gemacht, abgeladen und vorgespannt.

In einem wunderbar sanierten Gutshof ist die Orga untergebracht, unsere Schweinfurter Freunde haben schon  für uns alle Zimmer mit Frühstück für erträgliches Geld gebucht, es muss also nicht gecampt werden und es folgt eine tolle Begrüßung durch die polnischen Gastgeber und Veranstalter verbunden mit der technischen Abnahme.

Diese ist ebenso freundlich wie bestimmt: „Touristikklasse, mit dem Auto? Niemals!“ Alle Einwände, dass wir uns mit detaillierter Fahrzeugbeschreibung gemeldet haben und das Auto als Klasse „Touristik“ bestätig bekommen haben, nützen nichts. – Übersetzungsfehler. Nachmelden auf Klasse „Adventure 1“ oder nach Hause fahren. Wir melden nach. Unsere Schweinfurter Freunde fragen vorsichtig nach: „Ob wir wissen, was wir da machen“. Wir antworten wahrheitsgemäß: „Nein.“ Einige deutsche Toyotas der Klasse „Adventure 2“ haben grüne Kennzeichen und eine Zulassung als selbstfahrende Seilwinde?!

Jetzt wird gegrillt, ein Bierchen gezischt und ab ins Nest.

Noch bevor unsere Wecker am nächsten Morgen klingeln, werden wir durch Motorengedröhn in der Finsternis geweckt. Start 06.30 Uhr – Diesmal kein Übersetzungsfehler! Roadbook haben wir, Zeitlimit gibt es nicht, also fahren wir hinterher. Polnische Wälder in dieser Gegend sind meistens nass. Wenn allerdings das Moos 3 cm dick und 2 m hoch an den Bäumen wächst, haben wir wohl eine besonders feuchte Ecke erwischt. Es dauert auch nicht lange bis wir das Starterfeld beim Winschen im Wald wieder eingeholt haben. Stefan beschließt, dass wir so früh am Morgen nicht jeden Blödsinn mitmachen müssen und wir fahren mit Schwung durch den Sumpf drumherum. Es klappt.

Die weitere Etappe ist deftig, mit Sonderprüfungen und Spezialaufgaben gespickt, nicht zu vergessen – Die Kontrollpunkte:

Ausfahrt aus dem Wald auf eine Lichtung am See – Ansage vom Copiloten: „CP – Stopp!“ Halt. Fahrer: „Wo?“ Copilot: „200 m rechts im See die Insel, davor bunte Boje, CP, notiere Code auf Boje.“ Fahrer: „Du spinnst.“ Copilot reicht Roadbook rüber: „Lese doch selber!“ Fahrer: „Wie sollen wir denn dort hin kommen?“ Copilot: „Wie wäre es mit schwimmen?“ Fahrer: „Es ist Mitte Oktober.“ Copilot: „Ja.“

Langsam begreifen wir gewisse Ausrüstungsdetails an anderen Geländewagen. Über Wathosen und Sandbleche redet hier niemand wirklich. Angesagt sind Neoprenanzüge, Brückenbauteile, Kajaks und getunte Seilwinden. Das norwegische Team hinter uns packt derweil sein Schlauchboot aus und paddelt zum CP. Es wird im Verlaufe der zwei Veranstaltungstage nicht der letzte CP im Wasser sein. Manchmal auch ohne Boje, d.h. es muss im Wasser erst noch gesucht werden.

Im Verlauf der weiteren Strecke kommen wir eigentlich gut voran, haben uns nicht wirklich verfahren, öfters Mal gewinscht, aber nicht groß Zeit liegen gelassen. Wir gönnen uns deshalb im Spätnachmittag eine Pause, kochen was zu Essen und einen großen Topp Kaffee.

Beim Kaffee fragt doch der Fahrer: „Bei welchem Bild sind wir denn im Roadbook?“ Copilot schaut nach: „Bild 124.“ Fahrer: „Und wie viele Bilder haben wir heute?“ Copilot: „642.“ Fahrer, nachdenklich: „Wo bitte sind wir denn hier hin geraten? Ich habe mit dem Auto bei der Breslau den 9. Platz belegt!“ Copilot: „Habe ich dir doch gleich gesagt, schau dir die Bilder im Internet an!“

Es geht flott weiter. Die Dunkelheit bricht herein. Da es bei der Veranstaltung kein Zeitlimit gibt, liegt der Schwerpunkt bei der Orientierung und Navigation. Die Orientierung wird bei den zugewachsenen Waldpassagen in der Finsternis nahezu unmöglich. Manche Schneisen sind tagsüber schon kaum sichtbar, geschweige denn Nachts. Wir brechen (dann bei Bild 142) ab und fahren ins Camp zurück. Dazu müssen wir aber überhaupt erst einmal aus der Strecke und den polnischen Wäldern heraus finden.

Im Camp wird der Wrangler durchgesehen, dass neue Roadbook für den nächsten Tag abgeholt (diesmal mit 820 Bildern) und etwas besser vorbereitet, noch mal gegrillt und mit den anderen bisschen geplauscht. Manche Teilnehmer fahren die Nacht durch. Für übernachten in der Stecke gibt es Zusatzpunkte.

Am nächsten Morgen, schönes, aber kaltes Wetter, alles läuft etwas zügiger an und wir starten etwas eher in die Etappe. Die Winsch kommt heute auch mit Umlenkrolle zum Einsatz. Im Laufe des Tages verändert sich die Strecke von den sumpfigen Waldpassagen in weitläufigere Strecken auf einem großen Truppenübungsplatz mit noch mehr Wasser.

An einem weiteren CP stehen als Sonderprüfung eine Hindernisbahn und eine Häuserkampffassade der polnischen Armee zur Bewältigung an. Eine recht heftige Angelegenheit, aber hier gibt es richtig Punkte. Da wir zu zweit sind, beschließen wir beides mitzunehmen. Der Fahrer über die Häuserkampffassade und der Copilot durch die Hindernisbahn. Später stellt sich heraus, dass wir uns mit dem erfolgreichen Bewältigen dieser Sonderprüfung im Gesamtklassement um 14 Plätze nach vorn geschoben haben.

Bald folgt wieder die Nacht und wir brechen ab, diesmal aber nach 400 von 820 Bildern. Wir werden besser!

Die Rückfahrt ins Camp ist heute etwas länger, dafür können wir den Abend gemütlicher und etwas länger ausklingen lassen. Für den Folgetag steht nur noch Siegerehrung und Heimreise an.

Im Gesamtklassement der Klasse „Adventure 1“ belegten wir von 54 Teilnehmern bei unserem ersten Start bei dieser „28. Orientierungswanderung“ einen beachtlichen 22. Platz. Wir sind zufrieden, hatten mit dem Wetter auch Glück und fahren in beginnendem Regen nach Hause zurück.

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